Moderne Biogasanlage zwischen Rapsfeldern in ländlicher Region bei wolkenlosem Himmel.

Mit Umweltwärme und Biomethan heizen.

Städte und Gemeinden in Brandenburg beschäftigen sich mit dem Umbau der Wärmeversorgung. Schwielowsee im Landkreis Potsdam-Mittelmark hat einen kommunalen Wärmeplan verabschiedet, der Biomethan als Wärmequelle einbezieht.

Die Gemeinde Schwielowsee zählt zu den Vorreitern der kommunalen Wärmeplanung in Brandenburg. Die am 30. April von der Gemeindevertretung verabschiedete Wärmeplanung sieht für die drei Ortsteile Caputh, Ferch und Geltow einen breiten Mix erneuerbarer Wärmequellen vor.

Die Wärmeplanung soll eine klimaverträgliche Wärmeversorgung auf den Weg bringen. Seit 2022 hatte sich die 11.000-Einwohner-Gemeinde damit beschäftigt. Nachdem die Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium im Februar 2024 bewilligt war, wurde der Wärmeplan innerhalb eines Jahres erarbeitet. Damit beauftragt war die Back2B Solution GmbH in Bitterfeld-Wolfen. „Die gemeinsame Wärmeplanung war intensiv – aber sie hat sich gelohnt“, zieht Bürgermeisterin Kerstin Hoppe ein erstes Fazit.

Die Gebäude in Schwielowsee werden heute wie vielerorts zu über 90 Prozent mit Gas und Öl beheizt; zwei lokale Wärmenetze liefern überwiegend fossile Heizenergie; weniger als zehn Prozent der vor Ort genutzten Wärme sind erneuerbar. Folge davon waren mehr als 23.000 Tonnen Treibhausgase aus der Wärmeversorgung im Jahr 2023.

Das orangerote Rathaus der Gemeinde Schwielowsee im Kreis Potsdam-Mittelmark. Davor ein blühendes Rundbeet.
Im Rathaus der Gemeinde Schwielowsee hatte man sich frühzeitig mit der kommunalen Wärmeplanung beschäftigt. Foto: Beate Kruggel
Kerstin Hoppe, Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee, in schwarzem Blazer und weißer Bluse. Im Hintergrund Bäume.
Bürgermeisterin Kerstin Hoppe: „Die gemeinsame Wärmeplanung war intensiv – aber sie hat sich gelohnt.“ Foto: Gemeinde Schwielowsee

Breiter Mix erneuerbarer Wärmequellen möglich

Die Wärmeplanung sieht eine emissionsfreie Versorgung ab 2045 vor. Dezentrale Wärmepumpen sollen 33,6 Prozent der Heizenergie liefern, Biomethan 26,7 Prozent, Biomasse 22,4 Prozent und mit Großwärmepumpen erzeugte Fernwärme auf Basis von Flussthermie und Erdwärme 17,3 Prozent. Das Gemeindegebiet wird in 19 Quartiere unterteilt, denen jeweils eine eigene Wärmeversorgungslösung zugewiesen wird.

Die Veränderung der Wärmequellen führt laut Wärmeplan zur Halbierung des Endenergieverbrauchs auf etwa 53 Millionen Kilowattstunden. Sie resultiert aus der Effizienz der eingesetzten Wärmepumpen sowie aus Wärmedämmung und Gebäudesanierung.

Die Besonderheit in Schwielowsee ist, dass für vier der 19 Quartiere Biomethan als Wärmequelle vorgesehen ist. „Die Versorgung mit Biomethan in der Gemeinde Schwielowsee wurde in enger Abstimmung zwischen Verwaltung, Planungsbüro Back2B Solution und dem Gasnetzbetreiber konzipiert“, berichtet Bürgermeisterin Hoppe. Der Betreiber des örtlichen Gasnetzes, die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG, habe die Möglichkeit einer Belieferung mit Biomethan in Aussicht gestellt.

Bei NBB sieht man für Teile von Schwielowsee Biomethan als realistische Option. In Brandenburg gebe es „hunderte von Biogasanlagen“, die bislang Biogas direkt verstromen, sagt Andreas Winkmann, Leiter Konzessionsmanagement bei NBB. Bei vielen dieser Anlagen laufe bald die EEG-Förderung für den erzeugten Strom aus.

Das Biogas könnte künftig stattdessen in Einspeiseanlagen der NBB zu Biomethan aufbereitet, ins Gasnetz eingespeist und wie Erdgas zum Heizen genutzt werden, skizziert er die Perspektive. „Damit könnte auch in Teilen von Schwielowsee der Anteil von Biomethan im Gasnetz bis 2045 schrittweise von derzeit etwa drei Prozent auf 100 Prozent erhöht werden.“

Fernwärmenetz für Umweltwärme vorgesehen

Bürgermeisterin Hoppe zeigt sich offen für diese Option: „Auch wenn es herausfordernd ist, Einspeisemengen und Verbrauch bis zum Jahr 2045 verlässlich zu prognostizieren, bin ich zuversichtlich, dass sich Bedarf und Angebot langfristig in Einklang bringen lassen.“

Und es könnte sogar noch ein weiteres Biomethan-Quartier dazukommen. Sollte Schwielowsee keinen Partner für den Bau des im Wärmeplan vorgeschlagenen Fernwärmenetzes im Quartier „Caputh Altstadt“ finden, sieht die Wärmeplanung auch dafür Biomethan als beste Lösung vor.

Als vordringlich bewertet die Wärmeplanung zudem den Ausbau lokaler Photovoltaikkapazitäten und die Erweiterung eines bestehenden Windparks. Die Gemeindevertretung hat diese Maßnahmen bereits beschlossen und will prüfen lassen, auf welchen kommunalen Gebäuden Photovoltaik installiert werden kann.

Eines ist Bürgermeisterin Hoppe wichtig festzuhalten: „Wärmeplanung kann nur im Schulterschluss aller Beteiligten erfolgreich sein.“ Besonderes Lob zollt sie dem aus der Bürgerschaft gegründeten Initiativbeirat und dem Planungsbüro Back2B Solution, „das uns mit Fachkompetenz, Engagement und Weitblick maßgeblich unterstützt hat“.

Seit Anfang 2024 verpflichtet das Wärmeplanungsgesetz Städte und Gemeinden, bis spätestens 30. Juni 2028 Wärmepläne vorzulegen; Brandenburg hat das Bundesgesetz durch eine Wärmeplanungsverordnung ergänzt.

Laut Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KKW) in Halle arbeiteten im April 121 von 413 brandenburgischen Kommunen an der Wärmeplanung; vier Kommunen, darunter neben Schwielowsee auch Guben in der Lausitz, haben diese bereits abgeschlossen.

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